Während eines Treffens am 19.07.2017 hat Frau Dr. Teltschik, die sich persönlich und
vor Ort aktiv für Fistula e. V. einsetzt, viel über ihre Arbeit dort erzählt.
In Europa bereits vergessen, sind Geburtsverletzungen in Entwicklungsländern immer noch sehr häufig. Extrem hohe
Müttersterblichkeit und schwere Verletzungen nach dramatischen Geburten sind an der „Tagesordnung“.
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Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle: mangelnde Bildung/Bildungsmöglichkeiten, Armut, Mangelernährung, schwere
körperliche Arbeit bereits in der Kindheit, fehlende medizinische Versorgung, zu frühe Schwangerschaften (Kinderhochzeiten), HIV, Malaria, schmerzhafte traditionelle Praktiken (Genitalverstümmelungen
bei Mädchen)
Für Frauen, die an diesen schweren Verletzungen (Blasen-Scheiden-Fisteln) leiden, können kein normales Leben mehr führen.
Hygiene ist fast ausgeschlossen, was zu fürchterlichen Gerüchen führt und das Zusammenleben mit anderen oft unmöglich macht. Viele leben unter menschenunwürdigen Bedingungen in Hütten am Rande der
Dorfgemeinschaft. In vielen afrikanischen Kulturen gelten diese Verletzungen als selbstverschuldet und so kommen Schmerz, Trauer und der Verlust von Selbstachtung zu dem Leid hinzu.
Weltweit leiden derzeit etwa zwei Millionen Frauen an Blasen-Scheiden-Fisteln. Viele der betroffenen Frauen und Mädchen
leben versteckt und sind sich selbst überlassen. Solange es keinen Zugang zu professioneller Geburtshilfe gibt, wird das Problem bestehen bleiben. Betroffen ist vornehmlich Afrika südlich der Sahara,
außerdem arabische Länder, Indien und Südostasien.
Fisteln als Geburtskomplikationen treten überall dort auf, wo im Notfall keine Kaiserschnitt-Entbindung durchgeführt
werden kann. In Entwicklungsländern mit mangelnder medizinischer Versorgung sind Fisteln noch heute ein großes Problem. Leider ist dies bei uns fast unbekannt, da die Frauen in Afrika und Asien keine
Lobby haben.
Beispiel Äthopien:
In Städten
1 Hebamme für 60.000 Einwohner
1 Arzt für 38.000 Einwohner
In Dörfern/ländlichen Gegenden
keinerlei medizinische Versorgung
Folgendes wird aktiv unterstützt von Fistula e.
V.:
Gynäkologen und Urologen aus der ganzen Welt erlernen im Addis Abeba Fistula-Hospital
die Operationstechnik, um Frauen in ihren Heimatländern helfen zu können. Das Fistula-Hospital hat fünf Außenzentren in äthiopischen Provinzen aufgebaut. Dort werden qualifizierte Geburtshilfe und
Fistel-Operationen ermöglicht. Von hier aus kann auch eine effektive Prävention und Aufklärung begonnen werden.
Seit 2007 gibt es eine Hebammenschule, in der jährlich 20-25 Hebammen ausgebildet
werden. Nach ihrer Ausbildung kehren die jungen Frauen in Ihre ländliche Heimat zurück, um dort die dringend benötigte Geburtshilfe zu leisten.
Desta Mender „Dorf der Freude“ wurde
für Langzeitpatientinnen gegründet, die nicht in ihre Dörfer zurückkehren können. Sie erhalten Schulunterricht und eine Ausbildung. Beispielsweise als Pflegehelferinnen, Köchinnen, Schneiderinnen
oder sie betreiben Landwirtschaft. Durch eine gerechte Entlohnung können diese Frauen für sich selbst sorgen.
Mit diesen Maßnahmen kann den verletzten Frauen in Äthiopien ihre Gesundheit und ihre Würde zurückgegeben
werden.